Weihnachten unter Palmen

- unser Dezember in Chile

Der Dezember 2017 hat für mich mit einer Woche ungewolltem Urlaub begonnen. Meine Mitvolontäre waren in Peru auf Zwischenseminar während ich froh war, dass mein Gesicht wieder Normalform angenommen hatte. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr der Krankheit Paperas hatte die Klinik mir geraten lieber nicht zu reisen.

In Deutschland als Mumps bekannt und weitest gehend ausgerottet nimmt der Virus aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr hier manchmal epidemische Ausmaße an. 

Das Wort Paperas hat ein bisschen Ähnlichkeit mit dem chilenischen Wort Papas für Kartoffeln. Das finde ich passt sehr gut, denn wer Paperas hat sieht aus als hätte er Kartoffeln in den Backen und 2 Doppelkinne.  

In dieser Zeit, in der ich natürlich viel alleine war, konnte ich viel über Weihnachten nachdenken und war auch ein bisschen traurig über die fehlende gemütliche Weihnachtsstimmung.

Um so glücklicher war ich, als am 30.11. aller möglicher Weihnachtskrust im YMCA aufgestellt wurde und dadurch eine ganz besondere Mischung von Sommer und Weihnachtsstimmung aufkam. Während ich draußen blühende Bäume entdecken und an überfüllten farbenfrohen Obstständen einkaufen konnte, gab es drinnen zu entdecken, dass es sich bei den goldenen Teilen am Silbernen Plastiktannenbaum gar nicht um Kugeln sondern um Rosen handelte sowie kitschige Weihnachtsgrippen und sonstige Deko zu bewundern.

Ab dem 5. Dezember war dann mein Team von Peru wieder zurück und damit war es auch vorbei mit der Ruhe im Haus.

 

Es gab viel betreffend des Seminars in Peru zu besprechen und zu reflektieren. Darüber hinaus gingen nun auch die Weihnachtsvorbereitungen los. In der Tienda del Senor gab es Weihnachtsplätzchen und im Taller am Centro Comunitario in Placeres haben wir mit den Kids gelernt, was die Adventszeit, der Adventskranz und Weihnachten eigentlich für uns bedeuten und warum wir Weihnachten feiern. Ein wichtiges Thema waren auch die Geschenke  - wie damit umgehen, wenn die Eltern kein Geld für Geschenke haben, die Freunde hingegen das bekommen, was sie sich gewünscht haben?

In Vorbereitung auf ein großes Almuerzo soledario für alle Obdachlosen und die Personen aus dem Obdachlosenheim der Heilsarmee, mit denen wir das Jahr über gearbeitet hatten – war auch die Finanzierung ein wichtiges Thema.

Das alles und vor allem auch das Essen müssen finanziert werden. Dazu haben wir Volis 2 Plätzchenback und -verkaufsaktionen gestartet. 

Zusätzlich zu all diesen Aktionen mussten auch die Weihnachtsfeier vom YMCA und unsere alltäglichen Programme geplant und durchgeführt werden.

Ab dem 15. Dezember mussten wir das zu dritt meistern, da Hannah mit ihrer Mama und Cousine auf Reisen gegangen war.

 

Was auch vollkommen okay ist – aber Fabi und ich waren echt froh, als wir am 23. Dezember um 16.01 Uhr in der ersten Reihe des Doppeldeckerbusses oben saßen und die Füße hochlegen konnten.

 

 Wir hatten über 100€ für das Almuerzo soledario eingenommen, das am 30. Dezember stattfinden würde, unser Bestes gegeben eine gute Weihnachtandacht vorzubereiten und mit selbstgeschnittenem Video etwas kreativ zu machen, mit den Jugendlichen in ihrem letztem Curso de Lideres des Jahres verschiedene Möglichkeiten für eine gute Teamarbeit, vor allem die am 2. Januar beginnenden “Vaccaciones Felices“ betreffend, durchgesprochen und so weiter…

Ich erinnere mich, wie wir uns in diesem Moment einfach nur so riesig auf zwei Tage aus der Stadt rauskommen, alles hinter uns lassen und auftanken gefreut haben.

Der Plan fürs Weihnachtsessen wurde auf der Metrofahrt vom Busterminal, wo Ellen und Jojo uns abgeholt hatten, gemacht.

 Plan: alles worauf wir Lust haben und was im Supermarkt erhältlich ist, wird auf den Tisch gestellt und dann schaun wir mal.

Hat super geklappt – wir hatten am Ende Essen für mehr als 2 Mahlzeiten, so viele Nachtische, dass wir den Großteil in dieser Zeit weder vorbereiten noch essen konnten und eine Rechnung von 40 000 Pesos.

Die Meinungen über den restlichen Abend gehen auseinander. Einig sind wir uns glaube ich alle darin, dass es, auch wenn es tagsüber in Santiago 31 Grad hat, nachts sehr kalt wird, Shorts/Blusen oder Kleidchen da eher die falschen Outfits sind und Jojos Entscheidung zu Hause zu bleiben und seinen Blogeintrag fertig zu machen schon irgendwie vernünftig war.

 

Weihnachten haben wir mit einer bunten Mischung aus zum Essen eingeladen sein, selbst Essen kochen und sonstigen Programmpunkten so voll gestopft, dass gar keine Zeit mehr für Heimweh war.

Zum Mittagessen am 24. waren wir beim Anleiter von Ellen und Jojo Juan Rodrigez eingeladen. Auf dem Hinweg mussten wir natürlich auch noch das Standardbild machen: mit Weihnachtsmützen unter Palmen:)

Später haben wir mit den Familien telefoniert, sind im YMCA Haus Santiago eigenen Pool schwimmen gegangen und sind gekonnt ins 7. Stockwerk (Chefetage) eingebrochen – um das Weihnachtsessen am großen Tisch im Besprechungssal aufzutischen.

Nachts haben wir dann die Sessel aus dem Vorzimmer im 7. Stockwerk, mithilfe des Aufzuges in die Wohnung von Ellen und Jojo entführt um es uns dort gemütlich zu machen.

Bei deutschen Lebkuchen MIT MARMELADENFÜLLUNG aus dem Supermarkt hier, selbstgemachten Plätzchen und Cookies haben wir jedes Weihnachtslied das wir kannten, meist mit allen Strophen, ohne Rücksicht darauf, ob ich es auf der Gitarre spielen konnte, durchgesungen.

Am nächsten Tag waren wir bei der Großfamilie von Thomas (Fabis Freund) zum Weihnachtenfeiern eingeladen. So konnten wir noch ein bisschen was von so einer richtig typisch chilenischen Weihnacht mitbekommen.

Außerdem konnten wir echt coole Gespräche mit den Mitgliedern einer Familie führen, die schon seit Jahren durch ihre Gemeinde immer wieder Ausländer an Weihnachten aufnimmt, und wo sich jeder einzelne der sozialen und politischen Situation in seinem Land bewusst ist und daher sagt: wenn die Regierung nicht genug tut und die Menschen Hilfe brauchen, dann brauchen wir eben Menschen, die es freiwillig machen.

Der 26. ist hier in Chile leider kein Feiertag. Daher ging es da schon wieder zurück nach Valparaíso, so dass wir noch am selben Tag wieder den Taller am Centro Comunitario mit den Kids aus Placeres machen konnten.

Jojo und Ellen kamen am Abend vom 28. für das Feuerwerk nach Valparaiso – also genau rechtzeitig um am 30. beim Almuerzo Soledario mit zu helfen.

Die Veranstaltung war ein echter Erfolg. Begeistert hat mich vor allem, dass wir es mit Hilfe eines kleinen Autos möglich machen konnten, viele Menschen aus dem Obdachlosenheim der Heilsarmee, die es sich gewünscht hatten teilnehmen zu können aber auf Grund von Körperlichen Einschränkungen nicht weitgenug laufen konnten, dazu zu holen.

Alles in allem war dieser Monat echt erfüllend, voller Action und viel zu tun, voller Denkanstöße und aufgeworfener Fragen und wundervoller Momente.

 

Liebe Grüße aus Valparaíso Eva