Start ins neue Jahr,

in neue Herausforderungen oder wie ich für 3 Tage Daddy wurde.

Valparaiso ist berühmt für sein Feuerwerk, daher war von Anfang an klar: Silvester werden wir als Team Chile in Valparaíso feiern.

 

Bevor das neue Jahr losgehen konnte haben wir Jugendlichen vom YMCA aber am 30. Dezember noch Weihnachten mit den Bedürftigen der Stadt gefeiert.

Im Vorfeld hatte es eine großzügige Spende an Kinderspielzeug gegeben, so dass es tatsächlich für jedes Kind was zum Auspacken gab.Ansonsten gab es ein gemeinsames Essen, Kleidung, die Möglichkeit sich zu Duschen/Zähneputzen etc., Haareschneiden, traditionellen Tanz (Cueca) und einen gemeinsamen Mittag unter freien Himmel. 

 

Am nächsten Tag haben Fabienne, Thomas, Ellen, JoJo und ich einen kleinen Ausflug zum Playa Ancha (Strandgebiet von Valparaiso) gemacht. Der Strand ist nicht so touristisch und eher felsig.

 

Dort auf den Felsen zu sitzen und die Wellen zu beobachten, wie sie ein paar Meter unter einem gegen den Felsen klatschen und wie das Wasser spritzt ist so schon mega beeindruckend.

Zwischen kleinen Felsen und Steinen kann man toll Muscheln, Krebse und Seesterne beobachten. Und wir haben einen Großteil des Mittags damit verbracht Meeresbiologen zu spielen, was total faszinierend ist. 

Über Silvester war im YMCA eine Gruppe von USAmerikanern, die an einem Mission/Workcamp teilnahmen. Wir wurden zu ihrem Silvesterabendessen eingeladen, das im 4. Stock des YMCA stattfand, was es uns natürlich leicht machte.

In Chile ist es für Normalbürger verboten Feuerwerkskörper abzuschießen. Stattdessen gibt es aber in jeder Stadt ein organisiertes Feuerwerk.

 

Valparaíso liegt in einer Bucht mit Viña del Mar, Reñaca und Concón. Von Booten aus wird für jede Stadt das Feuerwerk vom Meer aus abgeschossen. Daher sind wir nach dem Abendessen zum Feuerwerk schauen an einen Platz gefahren, von dem aus man sowohl das Feuerwerk von Valparaiso als auch das von Viña und ganz entfernt auch von Concón sehen konnte.

Bis es um 12 Uhr tatsächlich losging saßen wir noch ein bisschen am Strand und konnten bewundern wie ganz viele Wunschlichter(die in Deutschland ja verboten sind) in den Himmel geschickt wurden, was über dem schwarzen Wasser mit den Lichtern der Stadt im Hintergrund wunderschön aussieht.

 

Jojo ist im YMCA Haus geblieben und hat von dort aus Bilder gemacht, da ihm davon abgeraten wurde sein Camaraequipment an Silvester mit raus zu nehmen.

 

 

 

 

Ein paar der Ergebnisse könnt ihr hier sehen. 

In Valparaiso ist es an Silvester rappelvoll, an manchen Stellen kommt man wirklich kein Stück mehr vor oder zurück weil einfach so viel Menschen da sind. An verschiedenen Plätzen gibt es Konzerte oder DJs treten auf. Ich bin einfach mega froh, dass nichts passiert ist und es war definitiv eine tolle Erfahrung Silvester einmal so ganz anders zu feiern.

Wie ich für 3 Tage Daddy wurde

Eine ganz neue Herausforderung gab es für Fabi und mich schon einen Tag später. Im Rahmen einer Partnerschaft mit dem YMCA Fort Wayne kommt jedes Jahr über Silvester eine Gruppe "Gringos" (Name für USAmerikaner – ist keine Beleidigung mehr sowas wie ein Spitzname) aus dem YMCA in den USA für 2 Wochen nach Chile. (Mit ihnen haben wir auch an Silvester abendgegessen.)

Es sind Menschen, die das Land nicht durch einen herkömmlichen Urlaub kennenlernen wollen, sondern ein Anliegen haben und helfen.

Auf dieser Reise arbeiten sie bei Renovierungsarbeiten am Collegio Jorge Williams mit und helfen beim großen Almuerzo Soledario. 

Außerdem finanzieren sie für die Kids aus Placeres, mit denen wir Volis auch arbeiten, ein Camp, auf das sie dann gemeinsam mit den Kindern gehen.

 

Für das Programm waren Jose und Valeria (aus dem YMCA Valparaíso) gemeinsam mit Fabienne und mir zuständig. 

Gleich nach der Ankunft gab es für erste Instruktionen eine Versammlung im Comedor (Speisesaal).

Hierbei stellte Rodrigo als erstes die Regeln für den Campamento auf.

  • Jeden Tag stehen wir um halb sieben auf um noch vor dem Frühstück Morgensport zu machen
  • Spinnen und Käfer sind überwiegend ungefährlich und auch nur Lebewesen, daher ist es verboten sie zu essen und auf sonstige gewaltsame Weise umzubringen.
  • Wir müssen Wasser sparen, daher sollen immer vier Personen zusammen duschen und sich eine Dusche teilen.
  • Handys sind verboten
  • Wenn einer redet hören die anderen zu
  • „Gringos“ und Deutsche dürfen nicht das Wasser aus den Wasserhähnen trinken, alle anderen schon.

Ihr könnt euch vorstellen, dass nicht alle Regeln tatsächlich wichtig waren/umgesetzt wurden, doch dass es sehr viele zwar ungefährliche aber dafür ekelige Insekten in den Schlafzimmern, in den Bädern, draußen – einfach überall gab, stimmte leider tatsächlich.

Für den ganzen Campamento hatten wir uns das Konzept überlegt, dass es Familien gibt, in denen jeweils Menschen aus Chile, USA und ggf. aus Deutschland sind.

Wir Camp-Leiter verteilten uns auf die Familien und waren als „Daddys“ Anleiter der familieninternen Aktivitäten und dafür verantwortlich, dass immer die ganze Familie an den Aktivitäten teilnimmt. In jeder Familie gab es jemanden der Spanisch und Englisch konnte, so dass sich alle in der Familie miteinander verständigen konnten. 

 

Durch dieses Familienkonzept sollten sich die Gruppe der Chilenen und der „Gringos“ vermischen und besser kennenlernen.

In den 3 Tagen war neben Zeit zum Ausspannen auch Zeit, kennenzulernen wie die „Gringos“ auf Campamentos bei morgendlichem Zumba wach werden, sich zu batteln wer mehr Marshmellows in den Mund nehmen kann und trotzdem noch chubby bunny deutlich sagen konnte, Wasserbombenspiele und Schlammschlachten zu machen, Empanadas backen zu lernen und vieles mehr.

Außerdem wurde ein Abend von den "Gringos" gestaltet. 

Für gemeinsames Singen, Nachdenken, Diskutieren und Reflektieren haben wir uns immer morgens und abends eine Zeit genommen. Dafür waren immer Fabi und ich zuständig.

In der Vorbereitung viel mir beim Nachdenken über die drei Länder Chile, USA und Deutschland vor allem auf, dass wir,  obwohl wir so weit auseinander liegen, eine große Gemeinsamkeit bekommen haben. Nach Chile, USA und Deutschland kommen gerade viele Menschen – zwar aus ganz unterschiedlichen Ländern, jedoch aus ganz ähnlichen Gründen: sie fliehen vor der schrecklichen Situation in ihrem Land in der Hoffnung auf Sicherheit und eine bessere Zukunft.

 

Gleichzeitig bekommen in Chile, USA und Deutschland die rechten Parteien aufgrund der Ängste der Menschen vor diesen Menschen großen Zulauf.

So haben wir z.B. im Zusammenhang mit den Themen Akzeptanz und Vertrauen auch über dieses Thema gesprochen. 

Während viele der Kids kein Englisch verstehen, haben nicht alle "Gringos" spanisch verstanden. Die Lösung war, dass diejenigen, die beide Sprachen sprechen, immer für die anderen übersetzen. Für Fabienne und mich hat das bedeutet, dass wir ständig zwischen zwei Fremdsprachen hin und her übersetzen mussten. Das war eine echt coole Herausforderung und hat auch irgendwie ganz gut geklappt. Doch manchmal kam bei der Übersetzung auch echt Quatsch raus. 

So habe ich beispielsweise versucht das spanische Wort traducción als traduction auf englisch zu übersetzen, dabei heißt es ja translation. 

 

Glücklicher Weise hat uns diese kleinen Aussetzer keiner Übel genommen, viel mehr haben wie gerade von den Menschen aus den USA im Gespräch unglaublich viel Zuspruch und Bestätigung unsere Arbeit hier in Chile und unser Anliegen betreffend bekommen!

Diese Menschen haben den Campamento für die Kids veranstaltet und bezahlt, weil sie wissen, dass die meisten der Kinder mit ihren Familien nicht in den Urlaub fahren werden. 

Doch ich bin überzeugt, dass die gemeinsame Zeit und die Erfahrungen für jeden einzelnen von ihnen genau so wertvoll waren. 

 

Genauso wie es für mich megawertvoll war,  zum einen noch mal mehr mit den Kids zu tun  haben zu können, vor allem aber auch aus den Gesprächen mit den Gringos unglaublich viel mitnehmen zu können.